Ulf Steinbock – Der Kürschnermeister für besondere Felle
- Atelierwerkstatt in Hamburg
- Maßanfertigungen und Upcycling
- Felle aus waidgerechter Jagd
Upcycling von Pelzen und Fellen – auch das ist nachhaltige Mode!
Hamburg – Ein wärmender Pelzmantel für den Winter, eine elegante Nerzstola für den Abend – bis zu den 80er-Jahren war dies der Garant für einen stilvollen Auftritt! Dann machten Initiativen wie PETA mit publikumswirksamen Anti-Pelz-Kampagnen („Lieber nackt als im Pelz“) auf das Thema Tierquälerei aufmerksam – und prompt galt es als verpönt, Pelz zu tragen.
Wie so oft, gibt es zwei Seiten einer Medaille. Das zeigt mein Besuch in der Atelierwerkstatt von Kürschnermeister Ulf Steinbock in Hamburg-Sasel. Dort zeigt er auf 140 Quadratmetern Fläche, was sich alles aus Fellen von Lämmern, Kühen, Kaninchen und Füchsen machen lässt.
Felle aus Nutztierhaltung und der Jagd
Bevor Sie jetzt denken: Oh je, die armen Tiere! Ulf Steinbock und seine Frau Jonne, ebenfalls Kürschnermeisterin, verwenden für ihre Maßanfertigungen Felle von Tieren aus der Nutztierhaltung oder nachhaltiger, waidgerechter Jagd.
Dafür garantiert das Label ,we prefur‘, bei dem sich die Kürschner hierzulande im Verbund mit dem deutschen Jagdverband um die bestmögliche Nutzung natürlicher Ressourcen einsetzen. „Verarbeitet wird also nur das Fell von Tieren, die wegen ihrer Überpopulation aus ökologischen Gründen erlegt werden müssen“, sagt Ulf Steinbock.
Tausende tote Füchse im Knick
Wer weiß schon, dass von den gut 400.000 erlegten Füchsen etwa 320.000 jährlich im Knick landen?! „Und zwar nur, weil viele Jäger nicht wissen, wie sie die Füchse häuten sollen“, sagt Ulf Steinbock. In der Tat: Kein guter Umstand…!
Ich blicke auf schöne, handgefertigte Taschen, auf denen Kuhfell mal eher schwarz-weiß gemasert oder hellbraun-getupft zu sehen ist. Bei dem Zuschnitt hat sich vor allem seine Frau Jonne eingebracht, die ihre Schnittkünste in München und New York verfeinert hat. „Auch hierfür haben wir nur Felle von Tieren verwendet, die sich aus dem Ende unserer Nahrungskette ergeben.“
Eigentlich ein Beruf voll im Trend
Es schmerzt Ulf Steinbock sichtlich, dass so viele Menschen bei dem Thema Pelz sofort an Tierquälerei denken – und dabei wenig differenzieren. „Dabei muss für unsere Arbeit kein Tier zusätzlich sterben. Wir arbeiten absolut nachhaltig und müssten schon allein deswegen eigentlich voll im Trend liegen!“, sagt der 58-Jährige.
Zumal das Thema Upcycling in der Hamburger Atelierwerkstatt groß geschrieben wird. Denn aus alten ungeliebten, aus der Mode gekommenen, meist vererbten Pelzmänteln entstehen unter den kundigen und flinken Händen des Kürschnerehepaares modische, gern maßgefertigte Kleidungsstücke, wärmende Felldecken für kühle Abende oder was auch immer Kunden sich wünschen…
Sitzkissen aus altem Persianermantel
An Ideen der Wiederverwertung mangelt es jedenfalls nicht. So nutzte das Paar für einen opulenten Sessel einen alten Persianermantel, um damit die Sitzfläche und das Rückenkissen zu polstern. An einer Stelle des Kissens ist in rotem Leder, in Anlehnung an den Familiennamen und das Firmenlogo, die Silhouette eines Steinbocks eingenäht.
Sehr praktisch und schick auch die breiten Schals aus neuen und wiederverwerteten Fellen, die Jonne Steinbock auf der Innenseite nicht nur mit klassisch-schönen Stoffen versehen hat, sondern beidseits am unteren Ende mit Taschen, in die man seine Hände tief tauchen kann.
Klappmanschetten für die Handgelenke
Dazu gibt es auf Wunsch auch die passenden Klappmanschetten, mit denen sich die Handgelenke zusätzlich warm halten lassen. Die „kleine Anprobe“ an der Meisterin selbst zeigt: Im Nu hat man damit ein modisches Detail, das kleidet!
Beeindruckt bin ich vor allem von der Leichtigkeit der schönen maßgefertigten Mäntel, darunter sogar eine Regenjacke (!) mit Innenfutter aus Lamm- oder Kaninchenfell. Nur einer von vielen Vorteilen, die sich aus dem Material selbst ergeben. „Sie können diese Mäntel nämlich problemlos auch wenden, so dass außen die Lederseite und innen das Fell zu sehen ist.“
Natürlichstes Kleidungsstück
Kein Problem mit Feuchtigkeit? „Nein, es ist ja das natürlichste Material, mit dem wir uns kleiden können“, sagt Ulf Steinbock. Echtes Fell sei in dieser Hinsicht einfach genial. „Sie können es immer wieder neu verarbeiten, reparieren, umarbeiten – und wenn nach gut 30, manchmal sogar 50 Jahren gar nichts mehr geht, werfen sie es einfach auf den Komposthaufen. Es verrottet dort allmählich!“
Dass viele Menschen sich stattdessen lieber mit synthetischen Fellen umgeben, kann das Kürschnerpaar nicht verstehen. „Diese verrotten nicht und stellen damit eine echte Belastung für die Umwelt dar!“
Fair, regional und nachhaltiger Umgang
Ulf Steinbocks größter Wunsch: Dass die Menschen erkennen, wie zeitgemäß sein Handwerk ist! „Wir gehen sorgsam mit einem Material um, für das kein Tier zusätzlich sterben oder leiden musste! Und wir arbeiten fair, regional, ökologisch und nachhaltig!“
Für unsere Arbeit muss kein Tier zusätzlich sterben. Wir arbeiten absolut nachhaltig und müssten schon allein deswegen eigentlich voll im Trend liegen!“
Ulf Steinbock